
Chisora-Coach Hussein: „Dereck wird Pulev in Grund und Boden stampfen!“
Nicht nur Dereck Chisora geht mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein in das Aufeinandertreffen mit Kubrat Pulev am 7. Mai in Hamburg (live ab 22.50 Uhr in SAT.1). Auch sein Trainer CJ Hussein glaubt fest an den Sieg des „Del Boy“ über die „Cobra“ in Hamburg. Wieso Chisoras Coach dem Schützling von Ulli Wegner keine Chance auf den in der Barclaycard Arena einräumt und wieso man vor einigen Monaten noch ein englisches Duell mit dem aktuellen IBF-Weltmeister Anthony Joshua ablehnte, verrät Hussein hier im Interview.
Herr Hussein, wie groß ist die Herausforderung, einen Boxer wie Dereck Chisora zu trainieren?
CJ Hussein: Sagen wir mal so, ich habe es schon mit einfacheren Charakteren zu tun gehabt. Dereck ist ein wahrer Temperamentsbolzen, der schon mal sagt, dass er keine Lust hat zu trainieren. Ich arbeite mit meinem Team um Garry Ines und Michael Collins zwar erst seit vier Kämpfen mit Dereck zusammen, kenne ihn aber bereits seit vielen Jahren persönlich. Eine Sache hat mich nach all den Jahren echt überrascht: der Junge macht dieses Mal keine Mätzchen, ist stattdessen hochkonzentriert bei der Sache.
Wie drückt sich das im Besonderen aus?
CJ Hussein: Dereck hält sich zu 100 Prozent an meinen Trainingsplan, so diszipliniert habe ich ihn noch nie erlebt. Selbst in Sachen Fitnesswerten, wo er es in der Vergangenheit schon mal hat schleifen lassen, ist Dereck auf einem, für ihn, herausragenden Niveau. Momentan bringt er ein Gewicht von circa 107 Kilogramm auf die Waage. In einer besseren Form war Dereck nicht einmal gegen Vitali Klitschko. Der „Del Boy“ von damals würde den heutigen Pulev in Grund und Boden stampfen – und jetzt erst recht!
Das klingt vielversprechend. Was wird Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Sieg über Pulev sein?
CJ Hussein: Bei Dereck Chisora gibt es nur ein Kriterium, das über Sieg und Niederlage entscheidet und das ist sein Kopf. Wenn er voll bei der Sache ist und sich an unsere Taktik hält, wird Pulev gar nicht wissen, wie ihm geschieht. Durch unsere Vorbereitung, die uns im Übrigen mehrere Wochen nach Kalifornien führte, habe ich ein sehr gutes Gefühl, dass es so kommen wird.
Das hört sich so an, als ob Sie keinen großen Respekt vor Pulev und seinem Team haben …
CJ Hussein: Der Respekt ist schon da. Ich bewerte allerdings das, was ich in der Vergangenheit von ihm gesehen habe. Pulev boxt halt immer noch seinen alten, langweiligen und eindimensionalen Amateurstil. Er beherrscht genau drei Schläge – Jab, linker Haken und rechte Gerade – und von denen nur der Schlag mit der Führhand sehr gut ist. Selbst wenn Dereck einen Großteil seines Schlagarsenals vor dem Kampf vergisst, würde er immer noch mehr drauf haben als Pulev!
Sie sprechen davon, dass der Kampf über den Kopf entschieden wird. Es sollte daher kein unbedeutender Fakt sein, dass Pulev in Hamburg mehr Fans in seinem Rücken haben wird. Immerhin haben sich schon über tausend von ihnen angekündigt.
CJ Hussein: Das ist doch perfekt! Von mir aus kann das komplette Publikum nur aus Bulgaren bestehen, die uns auspfeifen. Gerade so etwas spornt Dereck doch an. Je mehr die Leute gegen ihn sind, desto mehr erwacht das Tier in ihm. Dereck hatte eigentlich damit gerechnet, dass dieser Kampf in Bulgarien stattfinden würde – ja, er hat es sich sogar gewünscht. Da sieht man doch, wie sehr es ihn anstachelt, in der „Höhle des Löwen“ zu boxen.
Und wie sieht nun der genaue Schlüssel zum Sieg aus?
CJ Hussein: Sie werden lachen, aber ich werde Ihnen verraten, wie dieser aussehen wird. Derecks Mobilität und Schlagvariationen werden im Endeffekt den Ausschlag geben. Er wird sich an Pulev, der außer seinem Jab alle anderen Schläge telegrafiert, heranschieben und ihm den Nahkampf aufzwingen. In diesen Situationen ist Pulev völlig hilflos und Dereck hat leichtes Spiel. Einen K.o. möchte ich trotzdem nicht vorhersagen, da die „Cobra“ eine Menge zu vertragen scheint.
Bei einem Sieg wäre Ihr Schützling nicht nur Europameister, sondern nähert sich einer neuerlichen WM-Chance …
CJ Hussein: … gegen Anthony Joshua! Den Kampf hätte Dereck auch so kürzlich bestreiten können, finanziell passte alles. Doch er sagte, dass es ihn zum damaligen Zeitpunkt nicht weitergebracht hätte – Dereck wollte eine Aussicht auf einen WM-Kampf. Jetzt ist Joshua IBF-Champion. Es ist also so, wie es sich aktuell entwickelt hat, perfekt. Nachdem er Pulev geschlagen hat, wird Dereck schließlich den Kampf gegen Joshua bekommen und dann als Weltmeister den Ring verlassen. Unser Ziel sind die großen Fights. Der Anfang wird jetzt am 7. Mai gegen Pulev gemacht!

Ulli Wegner: Pulev muss mit einem Sieg für gute Laune sorgen!
Für Ulli Wegner zählt am 7. Mai nichts anderes als der Sieg von Kubrat Pulev. Ein Erfolg seines Schützlings über Dereck Chisora (live ab 22.50 Uhr in SAT.1) würde nicht nur den EM-Titel im Schwergewicht zurück ins Max-Schmeling-Gym bringen, sondern gleichzeitig Pulevs Weg in Richtung Weltmeisterschaft ebnen. Wie die Trainerlegende diesen Kampf einschätzt und wie er die zurückliegenden Wochen für sich persönlich bewertet, erzählt Wegner hier im Interview.
Ulli Wegner, in Ihrer Trainingsgruppe geht es momentan Schlag auf Schlag. Zuletzt zeigte erst Jack Culcay eine weltmeisterliche Vorstellung, kurz darauf verlor Arthur Abraham seinen WM-Titel. Am 7. Mai wollen Sie Kubrat Pulev zur Europameisterschaft im Schwergewicht führen. Haben Sie da überhaupt noch Zeit für ein Privatleben?
Ulli Wegner: Boxen ist mein Leben! Daher sind die letzten Wochen und Monate extrem schwer zu verkraften. Ich bin zum einen unheimlich stolz auf Jack, der mit einer extrem disziplinierten Leistung seine WM-Ambitionen unterstreichen konnte. Darauf folgte die herbe Enttäuschung mit Arthur. Meine Gefühlslage ist momentan am besten mit „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ zu beschreiben …
… also muss Kubrat Pulev jetzt für gute Stimmung sorgen?
Ulli Wegner: Absolut! Der Junge ist mein Rezept für gute Laune. Immer, wenn ich ihn trainieren sehe, ist Kubrat wieder ein Stück besser geworden. Ich konnte ja über zwei Wochen lang seinen Trainingsprozess nur aus der Ferne beobachten. Als ich dann Mitte April, mit Beginn des Sparrings, wieder vor Ort war, habe ich große Augen gemacht. Kubrat imponiert mir immer mehr mit seiner Einstellung zum Boxsport – da ist deutlich etwas von Jack abgefärbt.
Die Freundschaft zwischen Pulev und Culcay scheint sich positiv auszuwirken …
Ulli Wegner: Das sehe ich genauso. Jack ist ein Musterschüler, wenn es ums Training geht und hat das zuletzt auch nahezu perfekt im Wettkampf umgesetzt. Kubrat musste erst lernen, wer der „Chef“ ist und dass er schon in der Vorbereitung das zeigen muss, was ich von ihm erwarte, wenn es darauf ankommt. Dabei hat mir allen voran Jack sehr geholfen …
… und mit Sicherheit auch Ihr Assistenz-Coach Georg Bramowski …
Ulli Wegner: … der für mich von unschätzbarem Wert ist. Wie er mich täglich unterstützt und hilft, die Jungs mit einzustellen – im Rila-Gebirge hat er sich größtenteils allein um die harten Konditionseinheiten gekümmert – das ist einmalig und gibt es so garantiert kein zweites Mal. Der Chef bin aber immer noch ich!
Das hört sich nicht so an, als ob Sie sonderlich amtsmüde sind …
Ulli Wegner: Definitiv nicht! Ich habe noch so viele Aufgaben vor mir: Culcay soll gegen die Besten der Welt boxen, Abraham wieder Leistung zeigen und Pulev erst Europa- und dann Weltmeister werden! Die Jungs brauchen mich an ihrer Seite, um erfolgreich zu sein und ich kann sie unmöglich im Stich lassen.
Mit Blick auf den 7. Mai: Wie schwer ist denn für Kubrat Pulev die Aufgabe, Dereck Chisora zu schlagen?
Ulli Wegner: Chisora steht doch am Scheideweg, da müssen wir uns nichts vormachen. Wenn der Engländer diesen Kampf verliert, dann ist für ihn Schicht im Schacht! Er wird alles mobilisieren, um noch einmal die Chance zu bekommen, oben anzuklopfen. Das ist natürlich für uns gefährlich. Aber ich weiß, welche Qualitäten in Pulev stecken. Das wird für ihn ein hartes Stück Arbeit – doch ich bin mir sicher, dass wir siegreich aus diesem Duell hervorgehen werden …
… um sich dann in Richtung WM zu orientieren?
Ulli Wegner: Es ist ja kein Geheimnis, dass ich noch das große Ziel habe, einen Schwergewichts-Champion hervorzubringen. Ich hoffe nicht – nein, ich glaube, dass mir Kubrat Pulev diesen Traum schon bald erfüllen wird!
Eintrittskarten für die Box-Nacht in der Hamburger Barclaycard Arena sind im Internet bei www.tickethall.de und www.eventim.de sowie unter der telefonischen Ticket-Hotline 01806-570044 erhältlich.
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